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Kronen Zeitung: Barrierefreie Geschäfte - Falschmeldung der WKO

Text: Pepo Meia
Unter der Überschrift: „Es gibt auch Alternativen zum Umbau – Fast alle Geschäfte werden barrierefrei“ kann man in einem Bericht in der Krone-Wien lesen (Kein Autor).

U.a. heißt es in der
Wiener Krone / Ausgabe vom 8. Dezember 2015: „Mit Jahreswechsel müssen alle Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen anbieten, barrierefrei zugänglich sein. Für kleine Betriebe bedeutet eine Nachrüstung mit Rampen oder Liften eine große Belastung. Es gibt aber Alternativen zum Umbau, sagt die Wirtschaftskammer, etwa wenn man sein Angebot mobil macht. Mittels Hausbesuchen (Friseur etc.) oder einen kostenlosen Lieferservice (Händler) wäre der Barrierefreiheit genüge getan. Hauptsächlich gehe es darum, guten Willen zu zeigen und Waren oder Leistungen allen zugänglich zu machen, heißt es in der WKW (Wirtschaftskammer Wien).“

In der Tageszeitung „Österreich“ - eine Kurzmeldung zum selben Thema (ohne Autor) unter dem Titel:
Barrierefreiheit kommt ab Jänner - Barrierefrei. Alle Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen anbieten, müssen ab Jänner 2016 für jeden Menschen zugänglich sein. Als Alternative zum Umbau kann man sein Angebot mobil verfügbar machen.“

Wie kommt so eine Meldung in den Tageszeitungen zustande?
In Wien-ORF-News vom 7. Dezember 2015 kann man dies unter der
Headline: „Barrierefreiheit: Countdown läuft“ nachlesen:
Wiens Kleinunternehmer müssen ihre Geschäftsräumlichkeiten bis Ende des Jahres barrierefrei zugänglich machen. Die Wirtschaftskammer zeigt Alternativen zu einem Umbau der Geschäftslokale auf.
Ist der Umbau des Geschäftslokales zu teuer, haben die Unternehmer noch eine andere Möglichkeit, sagt Marlies Göttler von der Wirtschaftskammer gegenüber Radio Wien. „Man könnte zum einen überlegen, ob man seine Angebote mobil verfügbar macht. Im Fall von Dienstleistungen ist das meistens einfacher, da ist man ortsungebunden“.
u.a. heißt es weiter im Artikel:
Barrierefreiheit durch kostenlosen Lieferservice
Laut Wirtschaftskammer gehe es hauptsächlich darum, den Willen zu zeigen, dass man Menschen mit Behinderungen von seinen Dienstleistungen nicht ausgrenzt - etwa durch Hausbesuche. Kleine Firmen etwa erreichen Barrierefreiheit auch durch einen kostenlosen Lieferservice.
Keine Prüfung durch Behörde vorgesehen
Der komplette Artikel auf wien.orf.at

Anm. BMIN-Red.: Jeder Bürger, der sich einigermaßen mit dieser Materie beschäftigt, kann erkennen, dass es sich nur um einen schlechten Scherz der WKO handeln kann. Und es zeigt, wie dehnbar dieses Bundes-Behinderten-Gleichstellungsgesetz (BGStG) ausgelegt wird.

Auf der Webseite der WKO findet man auch eine Broschüre mit dem Titel: Barrierefreiheit eine Herausforderung und Chance für die Wirtschaft
Wörtlich heißt es u.a.:
Wer hat das Recht auf Barrierefreiheit?
Menschen mit einer Behinderung, die mindestens länger als 6 Monate andauert. Es gilt nicht für Menschen, die nur eine kurzfristige Bewegungseinschränkung haben.
(Anm.BMIN-Red.: Barrierefreiheit kommt jedem Bürger zu Gute (u.a. Kinderwagennutzer – oder sei es nur wenn wenn man kurzfristig mobilitätseingeschränkt ist.)
Warum müssen Unternehmen Barrierefreiheit anbieten?
Weil betroffene Menschen mit Behinderungen sonst eine Schadenersatzklage einbringen können. (Anm. BMIN-Red.: An die Kaufkraft dieser Bevölkerungsgruppe denkt man nicht? - Ganz zu schweigen von den Menschenrechten!)

Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht
Seit 2006 ist das BGStG in Kraft. 10 Jahre wurde diese Thematik seitens der WKO „verschlafen“ und jetzt versucht man mit sogenannten juristischen „Schlupflöchern und Tricks“ Barrierefreiheit auf ein Minimum zu beschränken. Dies lag sicherlich nicht in der ursprünglichen Absicht des Gesetzgebers.

In Österreich leben rund 1,6 Millionen Menschen zwischen 16 und 64 Jahren mit Behinderungen. Hochgerechnet haben etwa 630.000 Personen eine seit mindestens sechs Monate andauernde starke Beeinträchtigung im Alltag. Dazu kommen etwa eine Million chronisch kranke Menschen, die keine Beeinträchtigung im Alltag haben. (Stand Dezember 2008 – Quelle: Nachrichten.at) Momentan sind an die 500.000 Personen in Österreich Pflegegeldbezieher.