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Das große Tabu

Das große Tabu published on

Text: Dr. Erwin Riess

Komplette Querschnittlähmung auf Höhe des fünften Lendenwirbels. Können, wollen, dürfen wir darüber reden? Weil wir nicht tot sind: wir Querschnittler und unsere behinderte Sexualität. Brief eines Rollstuhlfahrers an einen sehr jungen Kollegen

Lieber Marco! Wundere Dich nicht über diesen Brief. Lies ihn aufmerksam, aber wirf ihn nicht weg. Es könnte sein, dass Du in kommenden Jahren die eine oder andere Passage nachlesen willst. Bevor ich zur Sache komme, lass mich ein paar Worte über Deinen Vater sagen.

Ich hatte die Freude, von ihm in Geschichte und Politischer Bildung unterrichtet zu werden. Du weißt, Dein Vater ist impulsiv und begeisterungsfähig, seine mediterrane Prägung gereicht ihm sehr zum Vorteil. Du kennst auch seine Leidenschaft für die alten Römer. Die antike Republik ist ihm näher als die Kaiserzeit. Bei mir ist es umgekehrt, meine Lieblingsepoche ist jene der Soldatenkaiser im vierten Jahrhundert, als die staatliche Ordnung des Römischen Reichs zusammengebrochen war und Militärführer aus den entlegensten Provinzen des Reichs sich von ihren Legionen zu Kaisern ausrufen ließen. Zeitweise gab es fünf oder mehr Kaiser gleichzeitig. Niemand wusste, wer wo gerade regierte, die römischen Beamten fuhren auf der Suche nach Zuständigkeit und Unterschrift im Kreis, es war eine rechte Hetz.

Der Artikel (gekürzt): Die Presse (vom 4.3.2016)

Der Artikel in der Presse ist stark gekürzt, er wurde allerdings in der neuesten Ausgabe von „Behinderte Menschen“ in voller Länge gedruckt.

Umwege zur Lust oder Herr Groll schreibt einen Brief logo_behindertemenschen_f_mail

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