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Liedermacher und BMIN-Aktivist Sigi Maron verstorben

Liedermacher und BMIN-Aktivist Sigi Maron verstorben published on

Text: Facebookseite von Sigi Maron und BMIN
Mit Liedern wie „Geh no ned furt“, „Ballade von ana hoatn wochn“ oder „Dowitschenja Jugoslawija“ wurde der 1944 in Wien geborene Siegfried Maron berühmt. Seine Auftritte in der TV-Serie „Tohuwabohu“ sind legendär.
Am Montag verstarb der 72-jährige Künstler in Baden bei Wien, wie „Unsere Zeitung“ aus seinem engsten Kreis heute Abend erfuhr.

Maron wuchs in Gneixendorf bei Krems an der Donau mit sechs Geschwistern auf und erkrankte mit 10 Jahren an Kinderlähmung, seither war er auf einen Rollstuhl angewiesen. Nach Auftritten als Sänger und Gitarrist in der Tanzband „The Bats“ begann er Anfang der 1970er-Jahre seine kreative Tätigkeit als Texter und Komponist.
Seine sozialkritischen Lieder verband Maron stets mit konkretem politischem Engagement. Er war aktiv in der Arena-Besetzung (1976), engagierte sich gegen den Bau des Atomkraftwerkes in Zwentendorf (1978), war Teil der Friedensbewegung und setzte sich unermüdlich gegen Fremdenhass, Sexismus und Ausbeutung ein. 1998 und 2003 kandidierte der undogmatische Kommunist und überzeugte Atheist für die KPÖ in Niederösterreich. Auch über die Grenzen Österreichs hinaus machte er sich gegen Ungerechtigkeiten stark. Den 1998 bis 2014 in den USA inhaftierten fünf kubanischen Aufklärer („Cuban Five“) widmete er ein eigenes Lied.

Aus gesundheitlichen Gründen musste Sigi Maron immer wieder längere Konzertpausen einlegen. Seine Liebe zur Musik und zu seinen Fans zwang ihn jedoch förmlich immer wieder auf die Bühne. Seine letzten Auftritte hat er großteils mit der Reggae-Band „The Rocksteady Allstars“ bestritten.
2010 erschien das Album „Es gibt kan Gott“ gemeinsam mit seinem Buch „Schmelzwasser“ (Verlag Bibliothek der Provinz). 2012 folgte das gemeinsame Album mit Fritz Nussböck “es is net ollas ans”. Ende 2014 spielte Sigi Maron in der Linzer Stadtwerkstatt sein offiziell letztes Konzert, doch für Familie und Freunde griff er auch danach immer wieder zur Gitarre. Insbesondere bei Ausstellungseröffnungen seiner Tochter Nina Maron sorgte er für die musikalische Note und auch am Festival des Politischen Liedes war er nicht einfach nur zu Gast.

Sigi Maron hat sich bis zuletzt als BMIN Aktivist eingebracht. BMIN verliert damit einen seiner engagiertesten Aktivisten, der immer wieder provoziert hat – Er hat sich nie ein Blatt vor den Mund genommen – auch wenn er nicht immer verstanden wurde…

Seine letzte E-Mail vom 13. Juli an BMIN:

Volksanwalt prüft Stephansplatz-Lift
Ein zweiter Lift zur U-Bahn-Station Stephansplatz wird von den Wiener Linien aus Kostengründen nicht gebaut. Die Volksanwaltschaft will im Rahmen eines amtswegigen Prüfverfahrens „alle Hintergründe“ durchleuchten.

und wenn du eine halbe stunde vorm lift stehst oder sitzt
bleib ruhig
entschleunige
keine panik
keine hektik

bedenk dass es am anfang bei der u-bahn nur alle drei stationen einen lift gegeben hat
der club handicap hat dem stadtrat hatzl damals die goldene krücke für besondere leistungen im krüppldienst überreicht

das war übrigens der hatzl der mich einmal am 1. mai nachmittags von der bühne vorm rathaus von vier rathauswachteln entfernen hat lassen
weil ich das lied gesunden habe „jössas na a frau am pissoir“ und da kommt ein zumpferl vor

so ändern sich die zeiten, gut so sag ich
aber das ist ja nicht von allein gekommen
das wurde alles erkämpft
geschenkt gibt’s gar nix!
und wunder gibt’s nur in lourdes

gott zu fuss, pardon zu gruss

sigi maron
2500 baden

Unsere Anteilnahme gilt vor allem seiner Familie und seinen Freunden.

Artikel über Sigi Maron: Protestaktion von BMIN vor dem Sozialministerium (BIZEPS online vom 1. Juni 2012)

Sigi Maron wird 70 – Ich hab die Alterswut (BMIN-Nachrichten vom 9. Mai 2014)

Sigi Marons CD-Prasentation – und ich war nicht dabei (BMIN-Nachrichten vom 28. Sept. 2014)

Lieder-Macher Sigi Maron ist tot (kurier.at/einfache Sprache)

Sigi Maron, der „Woody Guthrie“ Österreichs, ist tot (Nachruf von Dr. Erwin Riess)

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