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Wiener Linien: Kein zweiter Lift am Stephansplatz?

Wiener Linien: Kein zweiter Lift am Stephansplatz? published on

Text: Pepo Meia, David Herrmann-Meng
Ein eindrucksvoller Beitrag in der ORF-Sendung Wien-Heute vom 19.7.2016 ging der Frage nach, warum am Stephansplatz ein zweiter Lift in der Goldschmiedgasse neben dem Haas-Haus errichtet werden soll.

Der Stephansplatz wird für ca. 12 Mio. Euro umgebaut. Bedauerlich ist, dass hingegen keine Geldmittel für einen Zweitlift (geschätzte Kosten 2 Mio. Euro) zur Verfügung gestellt werden.

Die Bezirksvorstehung (BV) der Inneren Stadt (finanzielle Beteiligung 10%), aber auch die Wiener Stadtregierung sprachen sich (lt. ORF-Beitrag) für einen Zweitlift aus. Die Wiener Linien sind dagegen?! (Mit einer Beteiligung von 20% des Bezirks sollte der Lift doch noch errichtet werden können?!).

Da der Stephansplatz Fußgängerzone ist, ist es besonders unverständlich, dass der zweite Aufzug aus Kostengründen nicht gebaut werden soll.

Landtagspräsident Prof. Harry Kopietz (SPÖ) hat uns versprochen, sich persönlich dafür einzusetzen, dass der zweite Lift am Stephansplatz doch noch gebaut wird. Ein Prestigeprojekt für eine Kulturmetropole wie Wien. Die zuständigen Stadträte Mag.a Uli Sima (SPÖ) (Wiener Linien) und Vizebürgermeister sowie ehemalige Behindertensprecherin der Wiener Grünen, Mag.a Maria Vassilakou haben unseres Wissens noch keine offizielle Stellungnahme dazu abgegeben.

Dominik Gries, ein Sprecher der Wiener Linien, verlautbarte sinngemäß im ORF-Beitrag (offizielle Stellungnahme), dass ein zusätzlicher Aufzug, der neben dem bestehenden Lift errichtet werden soll, nicht notwendig sei, da dieser zu viel Geld kostet. Es würde somit wenig Sinn machen, einen zweiten Aufzug „in Spuckweite, nur drei Meter vom ersten Lift“ zu bauen.

Hier irrt der der Sprecher der Wiener Linien – (es sind mindestens 20 Meter – Weitspuckweltrekord) und er diskriminiert mit diesen Aussagen gleich mehrere Bevölkerungsgruppen!
Aufzüge sind, speziell wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, fehleranfällig und mitunter nicht betriebsbereit. Dieses Manko hätte man bereits bei der Planung der meist frequentierten U-Bahnstation Wiens beachten und zwei Aufzüge bauen müssen. Außerdem ist der Lift sehr klein und funktioniert oft nicht. Warteschlangen von Rollatoren- und Rollstuhlnutzern, sowie von Eltern mit Kinderwägen sind keine Seltenheit.

Die Vorgeschichte:
Schon bei der Planung der U-Bahn in den sechziger Jahren hat man bewusst auf Aufzüge verzichtet!
Unser modernes U-Bahnnetz wurde also ursprünglich nicht für Rollstuhlnutzer und mobilitätseingeschränkte Personen konzipiert:
Es gab nur zwei Aufzüge – U4 Schwedenplatz und Karlsplatz – und erst der Ausnahmebehindertensportler Gerhard Freund bewies, dass man auch im Rollstuhl mit der U-Bahn fahren kann, ohne Schaden zu nehmen. Nach und nach wurden die Stationen mit Aufzügen ausgestattet und es ist noch nicht lange her (2008) , dass die letzte U-Bahn Station (U2 Schottenring) mit zwei Aufzügen nachgerüstet wurde.

Gerade die meist frequentierte U-Bahnstation Wiens, Stephansplatz (U1/U3) nicht nachzurüsten, bedeutet, dass mobilitätseingeschränkte Personen, Rollstuhlnutzer, Eltern mit Kinderwagen,… für mindestens weitere 10 Jahre mit dem gegenwärtigen Zustand leben müssen (10 Jahre Baustopp nach der Stephansplatz Sanierung).

Die Stellungnahme von Gries (Wiener Linien – Sprecher) brüskiert unsere Stadtregierung, aber auch die BZ-Vorstehung der Innenstadt und alle auf Lifte angewiesenen U-Bahnkunden:
Wieder werden Zusagen gebrochen und die Politik und Politiker der Stadt in ein schiefes Licht gerückt (nicht bürgernah und bedarfsgerecht wird argumentiert, sondern nur mit kurzsichtigen Kostenargumenten).

Wir appellieren an Wiens Bürgermeister Dr. Michael Häupl, ein Machtwort zu sprechen, damit der zweite Lift doch noch Realität wird. Denn eine Überprüfung durch die Volksanwaltschaft, wie im ORF-Beitrag erwähnt, ist nach unserer Meinung leider nur Protestkosmetik…

Artikel und Aussendungen zum Thema:
Volksanwalt prüft Stephansplatz-Lift (BMIN)
NGO-Forum der Volksanwaltschaft: Barrierefreiheit Stephansplatz (BIZEPS)
Huainigg zur Neugestaltung des Stephansplatzes: 2. Lift ist ein Muss! (OTS)
Zu teuer: Kein zweiter Lift für den Stephansplatz (Die Presse)

Anm.BMIN-Red.: Dieser ausführliche Artikel ist dem kürzlich verstorbenen Liedermacher und BMIN-Aktivisten Sigi Maron gewidmet. Einer seiner letzten Aktivitäten – E-Mail an uns – beschäftigte sich mit dieser Thematik…

Wir möchten auch dazu anregen, einen Platz, Strasse, Gasse, etc. nach dem Ausnahmekünstler Sigi Maron zu benennen – dies wäre seinem Schaffen und Lebenswerk nur angemessen und würdig.

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