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Stephen Hawking ist verstorben – Ein Nachruf

Stephen Hawking ist verstorben – Ein Nachruf published on

Text: Pepo Meia, Niels Cimpa
Der britische Astrophysiker Stephen Hawking ist tot. Der 76-Jährige verstarb in den frühen Morgenstunden des 14. März 2018 in seinem Haus in Cambridge. Hawking war dort 30 Jahre lang Professor und hatte den renommierten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik inne. Hawking gilt als einer der größten Naturwissenschaftler aller Zeiten. Bekannt wurde der Physiker durch seine Theorien zum Ursprung des Kosmos und zu Schwarzen Löchern.

Hawking versuchte über Jahrzehnte, Albert Einsteins Relativitätstheorie mit der Quantenphysik zu vereinen und auf diese Weise eine Art „Weltformel“ zu finden – in der Sprache der Physiker eine „Große Vereinheitlichte Theorie“, die alle Bereiche des Universums beschreiben kann, vom Mikro- bis zum Makrokosmos.

Die wichtigsten kosmologischen Arbeiten von Hawking:
• Mathematische Begründung dafür, dass das Universum mit einem Urknall entstanden ist. (1965)
• Grundlegende Theorie der Schwarzen Löcher. (1973)
• Beweis, dass Schwarze Löcher Materie nicht nur verschlucken, sondern langsam verdampfen und dabei Strahlung aussenden – Die sogenannte Hawking-Strahlung.

Hawking galt als eine Art Popstar der Wissenschaft. Er war nicht nur in der Fachwelt angesehen, sondern auch bei vielen Leuten populär, die sich sonst nicht mit Astrophysik beschäftigen. Der Forscher tauchte immer wieder in Büchern, Filmen, Musikvideos oder Serien wie „Star Trek“, „Big Bang Theory“ oder „Die Simpsons“ auf.
Das Privatleben kam trotz seiner Karriere nicht zu kurz: Der Brite war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. Nach 30 Jahren Ehe scheiterte die Beziehung mit seiner Jugendliebe. Später bezeichnete ihn seine erste Frau als einen „Haustyrannen“. 1995 heiratete Hawking seine Pflegerin, die Verbindung dauerte elf Jahre.

Hawking, ein untypisch alt gewordener ALS-Patient
Der 1942 in Oxford geborene Physiker erkrankte schon als Student an der unheilbaren Muskel- und Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), jedoch mit langsamen Verlauf. Seit 1968 war Hawking auf einen Rollstuhl angewiesen, viele Jahrzehnte lang konnte er sich kaum noch bewegen und sich nur mit Hilfe eines Sprachcomputers verständigen. Hawking war nicht trotz, sondern wegen seiner Erkrankung so ein einzigartiger Kosmologe, der ohne seiner Erkrankung seine Theorien gar nicht hätte entwickeln können. Da er nicht mehr schreiben konnte, musste er sich viel mehr merken um überhaupt seine Thesen aufstellen zu können. „Er hatte ein vierdimensionales Vorstellungsvermögen“ mutmaßen viele seiner Fachkollegen.
Dass Hawking fast 55 Jahre lang mit ALS lebte, ist eher untypisch. „In der Regel ist das fortschreiten der Erkrankung ALS durch einen rascheren Verlauf geprägt“, sagt dazu Rehatechniker Klaus Brückner vom Forum ALS (www.als-info.at). Viele Patienten erhalten ihre Diagnose oft sehr spät, in diesem Zusammenhang ist ein Verlauf ab der Diagnose von bis zu sieben Jahren üblich. Die Krankheit äußert sich durch muskuläre Schwächen in den Beinen oder in den Armen oder durch Beschwerden beim Schlucken, Atmen und Sprechen. „Daher ist die Versorgung mit Hilfsmitteln sehr unterschiedlich entsprechend dem Verlauf der Erkrankung. Die Wahrnehmung und der Intellekt sind von der Erkrankung nicht eingeschränkt, wie man am Beispiel Hawkings gut sehen kann.“

Zuletzt nahmen die Kräfte von Stephen Hawking deutlich ab und in seinen letzten Jahren wurde er immer mehr zum Mahner. Der Physiker warnte medienwirksam vor Gefahren, die aus seiner Sicht die Menschheit bedrohen: Klimawandel, Meteoriteneinschläge, Atomkriege und durch Gentechnik hergestellte Viren könnten die Erde gefährden. Seine Botschaft: Die Menschheit müsse sich Ausweichmöglichkeiten im All schaffen, falls es zu einer hausgemachten Katastrophe kommen sollte. Auch Maschinen traute er nicht. Eine Bedrohung durch künstliche Intelligenz sei durchaus realistisch – Intelligente Roboter könnten eines Tages klüger werden als ihre Schöpfer.
Hawking veröffentlichte zudem zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher. Der 1988 erschienene Titel „Eine kurze Geschichte der Zeit“ machte ihn auch bei Laien populär.

Der Todestag von Stephen Hawking („Der Kosmos entstand durch eine Singularität und braucht daher keinen Schöpfer“), der 14. März ist auch der Geburtstag von Albert Einstein (Relativitätstheorie – „Gott würfelt nicht“) aber auch der internationale Pi – Tag (3.14 amerikanische Datumsschreibweise).
„Science Buster“ Mag. Werner Gruber (Planetarium Wien) sinngemäß: „Allein dieser Umstand lässt mich an meinem atheistischen Gedankenbild zweifeln – Ich hab mich noch nicht entschieden, ob Atheist oder Agnostiker.“ Weiters ist Gruber überzeugt, dass Hawking Albert Einsteins Relativitätstheorie „den Arsch gerettet hat“. Er konnte mit Hilfe der Quantenphysik beweisen, dass schwarze Löcher Temperatur haben.

Bekannte Werke von Hawking
„Eine kurze Geschichte der Zeit“ (1988): (1988): Der Bestseller beschäftigt sich mit dem Ursprung des Universums und der Rolle der Zeit. Dabei erläutert Hawking Phänomene wie den Urknall und die Schwarzen Löcher. Am Fortsetzungsband „Die kürzeste Geschichte der Zeit“ (2005) wirkte sein US-Kollege Leonard Mlodinow mit.

„Das Universum in der Nussschale“ (2001): Hawking befasst sich in diesem Buch mit verschiedenen Theorien, die die Kräfte der Physik erklären. Der Text und viele Illustrationen zeigen, wie man sich das Weltall und seine Bausteine vorzustellen hat.

„Giganten des Wissens“ (2005): In einem Streifzug durch die Geschichte zeigte der Autor, wie Geistesgrößen von Nikolaus Kopernikus über Galileo Galilei bis Albert Einstein unsere Wahrnehmung der Welt seit Jahrhunderten geprägt und verändert haben.

„Der geheime Schlüssel zum Universum“ (2007): Das zusammen mit seiner Tochter Lucy verfasste Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren. Es führt sie auf eine Abenteuerreise zu fernen Planeten.

„Die unglaubliche Reise ins Universum“ (2009): Im Fortsetzungsband der Hawkings zum „Geheimen Schlüssel“ geht es erneut um eine packende Reise ins Weltall, um Außerirdische und eine spannende Schatzsuche. Viele Bilder machen das Buch anschaulich.

„Der Große Entwurf“ (2010): Hawking und sein Kollege Mlodinow erläutern ihre Ansicht, dass Gott bei der Entstehung der Welt nicht beteiligt war. Sie habe sich nach den Gesetzen der Physik selbst erschaffen.

„Meine kurze Geschichte“ (2013): Mit Ironie und ohne jedes Selbstmitleid gewährt Hawking in der Autobiografie Einblicke in sein Privat- und Berufsleben.

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