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Erste Power Parade in Wien

Erste Power Parade in Wien published on

Text: Pepo Meia, Niels Cimpa
Unter dem Motto „Alle Für Alle“ fand am 21. Juni 2018 zum ersten Mal in Wien die Power Parade statt. Bei frühsommerlichem Wetter marschierten, rollten und demonstrierten Menschen mit verschiedensten Beeinträchtigungen, aber auch viele Sympathisanten bei der ersten „disability pride parade“ in Österreich vom Rathaus über die 2er Linie und den Ring zum Heldenplatz.

Einen Audiobeitrag zum nachhören gibt’s auf der CBA (Culture Broadcasting Archive)
   

Valerie Clarke (Organisation) war aufgrund der technischen Startprobleme etwas im Stress. Mit etwas Verspätung setzte sich die Parade hinter dem Rathaus schließlich in Bewegung. Die Power Parade, die sich vom Museumsquartier bis zum Rathaus erstreckte, war ein beeindruckender Anblick. Ein buntes Spektakel, wo mit lauten Pfeifkonzerten und Transparenten auch auf die Anliegen behinderter Menschen aufmerksam gemacht wurde. Wider Erwarten haben über 1000 Menschen an der Parade teilgenommen.

  

Anm.: Im Vorfeld äußerten Aktivisten Bedenken bezüglich des Termins, da die Parade an einem Donnerstag stattfand und viele Menschen mit Behinderung auch unter der Woche arbeiten.

Außerdem haben kritische Aktivisten der Behindertenbewegung Bedenken geäußert, da ja verschiedenste Vereine und Organisationen, aber auch Soziale Dienstleister dabei waren. Wir sind jedoch der Meinung, dass vor allem in Zeiten wie diesen, nur eine einheitlich auftretende Behindertenbewegung auch politisch etwas bewegen kann.

Die Forderungen einzelner Vereine und Sympathisanten waren durchaus brisant und aktuell, wie etwa die geplante Kürzung bei der Mindestsicherung, die mangelhafte Inklusion in Schulen, aber auch der beschlossene Ausbau der Sonderschulen ist ein Rückschritt. Auch die Forderung nach mehr Barrierefreiheit war auf Schildern zu lesen.
Zum Beispiel meinte eine Teilnehmerin im Rollstuhl, dass sie wenig trinken möchte, da keine geeigneten Behinderten-WC´s zur Verfügung standen. Man musste zu einer öffentlichen Behinderten-WC-Anlage mit den „Öffis“ reisen.

Anm.: Mobile Behinderten-WC´s sind für viele mobilitätseingeschränkte Personen und Rollstuhlnutzer nicht wirklich verwendbar, da keine Haltegriffe vorhanden sind. Vielleicht sind die Verantwortlichen vom 1sten Bezirk – Innere Stadt – dazu zu bewegen am Heldenplatz (Volks- und Burggarten) eine Behinderten-Toilette mit Waschgelegenheit zu errichten.

Der Privatsender OKTO hat den ganzen Tag von der Power Parade berichtet. Martin Habacher (Foto), der mit seiner Kamera dabei war, hat bei der extremen Hitze, vor allem in der Sonne, seine letzten Reserven aktivieren müssen, um die Live-Übertragung klaglos zu ermöglichen. Einziger Kritikpunkt: Bild und Ton waren nicht synchron, was für die Fernseh-Zuseher zu Hause etwas irritierend war.

Auf der Bühne am Heldenplatz gab es interessante Live Acts. Auch der auf den Rollstuhl angewiesene ÖBR-Präsident Herbert Pichler war in OKTO bei der Live-Übertragung auf der Bühne mit einer kämpferischen Rede zu sehen. Trotz des ernsten Hintergrundes genossen die Besucher das schöne Wetter, die gute Stimmung und das Unterhaltungsprogramm.

Seit 2004 finden in den USA jedes Jahr „Disability pride parades“ statt, mit dem Ziel, Bewusstsein für unsere Mitmenschen mit jeglicher Art von Behinderung zu schaffen. Auch Berlin feierte bereits die bunte Vielfalt. 2018 ist nun auch Wien Teil dieser Bewegung.

Rückblick zur Power Parade: gebaerdenwelt.tv

 

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