Wien Mariahilfer Strasse: Rollstuhlrampen wurden verlost
Jetzt wird Barrierefreiheit verlost, anstatt Behindertenrechte umzusetzen – ab ins Losglück!
Durch eine Presseausendung der Stadt Wien wurden wir auf diese Aktion aufmerksam und haben spontan einen Brief verfasst – Es blieb gar keine Zeit mit dem Verantwortlichen in Kontakt zu treten. Darunter die Antwort des Initiators.
Wien, am 5. Oktober 2015
Sehr geehrter Herr Mag. Sicher, sehr geehrte Damen und Herren vom Verein „Highrollers“!
Durch eine Presseaussendung erfuhren wir von ihrer Aktion „Rollstuhlrampen für die Mariahilfer Strasse“.
Vorweg: Diese Aktion schadet unserer Sache und der ganzen Behindertenbewegung. http://www.freak-online.at/freak-online/aktuell/aktuell-detail/article/mariahilfer-strasse-barrierefrei-rollstuhlrampen-zu-gewinnen/ (Interview mit dem Initiator)
Jetzt wird Barrierefreiheit verlost, anstatt Behindertenrechte umzusetzen – ab ins Losglück!
Es mag schon sein, dass in Einzelfällen so eine Rampe ein gutes Provisorium ist – besser als nichts. Jedoch sollte sich so eine Alu-Rampe jedes Geschäft selbst leisten können.
Wenn schon so eine Rampe vorhanden ist, muss man sich auch bemerkbar machen oder vorher anrufen, damit diese Rampe ausgelegt wird, denn eine Dauergenehmigung für das Aufstellen so einer Rampe bekommt man nicht. Die Rampe muss wieder weggeräumt werden, da diese ein gefährliches Hindernis vor allem für sehbehinderte Menschen ist.
Es erweckt auch den Anschein, dass mit solchen Rampen Barrierefreiheit für „Rollis“ gewährleistet wird. Dies ist ja sicherlich nicht der Fall.
Im besagten Video „TausendundeineRampe“ (Spendenaktion in Deutschland-YouTube), an die sich ja Ihre Aktion orientiert, ist deutlich zu erkennen, dass solche Rampen bei schlechter Handhabung sehr gefährlich sein können, da manche viel zu steil sind (Max. 6-10% Steigung/ÖNORM B 1600). http://wheelmap.org/projekte/mobile-rampen/ (Die Rampe im Praxistest)
Da Sie sich mit dieser Materie ja intensiv beschäftigt haben, können wir so eine Aktion nur als Mitgliedswerbung für Ihren Verein betrachten. Und da noch die Bezirksvorstehungen Mariahilf und Neubau involviert sind, ist dies auch noch eine schlechte Wahlwerbung. Diese Aktion ist für „Insider“ leicht durchschaubar und kontraproduktiv.
Wir sind enttäuscht, dass ein direkt betroffener Mensch mit Behinderung derartige Alibiaktionen initiiert. „ALMOSEN FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG“
Grüße
Mag.a Bernadette Feuerstein
Kornelia Götzinger
Dr. Johannes Hinteregger
Pepo Meia
Anton und Maria Steiner
Annemarie und Manfred Srb
Dr. Erwin Riess
Ergeht an einen nicht offengelegten Verteiler
Die Reaktion von Mag. Sicher erfolgte noch am selben Tag – nach Verlosung der Rampen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
gerne hätte ich zu Ihrem Schreiben Stellung genommen.
Da ich es jedoch weder professionell noch höflich finde, Ihre Meinung sofort einem nicht offengelegten Verteiler mitzuteilen ohne zuvor mit uns in einen konstruktiven Dialog zu treten (zumal Ihnen diese Aktion nicht erst seit heute bekannt sein dürfte), werde ich davon Abstand nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Michael Sicher, MSc
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Die rot-grüne Wahlkampfaktion, an Geschäfte der Mariahilfer Straße, die nur über Stufen zugänglich sind, Rampen zu verlosen, ist auf scharfe Kritik der Wiener Behindertenbewegung gestoßen.