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Fahrerlose Busse in der Seestadt: Barrierefreiheit nicht gegeben

Fahrerlose Busse in der Seestadt: Barrierefreiheit nicht gegeben published on

David Herrmann, Pepo Meia
Vor einigen Tagen sorgte der Unfall eines fahrerlosen Busses in Wien-Aspern für mediales Aufsehen. Eine 30-jährige Frau, die mit Kopfhörern unterwegs war, ist seitlich gegen den Bus gelaufen und hat dabei leichte Abschürfungen erlitten. Die Wiener Linien stoppen nach diesem Zwischenfall vorübergehend den Probebetrieb ihrer fahrerlosen Buslinie in der Seestadt.

Die beiden eingesetzten Elektrobusse, die seit Juni im Fahrgastechtbetrieb in Aspern mit 12 km/h ihre Runden drehen, sind mit entsprechenden Sensoren ausgestattet, damit die Fahrzeuge bei etwaigen Hindernissen sofort stoppen oder ausweichen können. Eine Begleitperson, Operator genannt, ist ebenfalls immer mit an Bord.

Kein Platz für mobilitätseingeschränkte Personen
Unerwünscht an Bord sind wohl Menschen mit Behinderung. Diese Bevölkerungsgruppe bleibt in der Probephase ausgesperrt. Doch nicht nur mobilitätseingeschränkte Personen müssen draußen bleiben, auch Kinderwägen können aufgrund der beschränkten Kapazitäten nicht mitfahren.

Testphase bis kommendes Jahr
Der Testbetrieb ist als Forschungsprojekt bis 2020 angelegt. Die zwei Minibusse transportieren jeweils zehn Fahrgäste kostenlos zu insgesamt zehn Haltestellen rund um die U2-Station Seestadt. Bewährt sich das Konzept, wollen die Wiener Linien mittelfristig mit autonomen Bussen die „letzte Meile bis zur Haustür“ bewältigen.

Fahrerlose Busse: Auch für Rollstuhlnutzer?
Wenn tatsächlich ernsthaft an eine mittelfristige Nutzung für alle Passagiere in Betracht gezogen wird, sollte auch das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG) nicht außer Acht gelassen werden, das besagt, dass mobilitätseingeschränkte Personen und Rollstuhlnutzer ohne fremde Hilfe auch öffentliche Verkehrsmittel nutzen können müssen (normgerechter Abstellplatz für zumindest einen Rollstuhl und eine selbstausfahrbare Rampe, die nicht zu steil ist).

Autonomer E-Bus seit 24. Juli wieder unterwegs
Volle Aufmerksamkeit im Straßenverkehr gefordert
Appell der Wiener Linien: Vermeiden Sie gefährliche Situationen, indem Sie im Straßenverkehr auf Handy und Kopfhörer verzichten. Denn weder der aufmerksamste Fahrer noch die ausgefeilteste Technik können immer zeitgerecht eingreifen und einen Unfall verhindern.

Datenanalyse ergab: Bus reagierte richtig und blieb sofort stehen
Innerhalb von 1,6 Sekunden kam der Bus zum völligen Stillstand. „Der Bus hat genau so reagiert, wie er sollte. Er erkannte die Person als bewegliches Hindernis und führte sofort einen Notstopp durch. Sämtliche Kontroll- und Sicherheitsmechanismen haben einwandfrei funktioniert, deshalb wurde ab 24. Juli, der Fahrgasttestbetrieb fortgesetzt“, so das Projektteam auto.Bus – Seestadt.

Seit 6. Juni 2019 sind die zwei autonomen E-Busse werktags in den Vormittags- und Mittagsstunden entlang der mehr als zwei Kilometer langen Strecke rund um die U2-Station Seestadt unterwegs. Bei durchschnittlich insgesamt 13 Fahrten pro Einsatztag drehten bisher rund 1.500 Fahrgäste eine oder gleich mehrere Runden in den zehnsitzigen Bussen. Knapp 900 Kilometer haben die Fahrzeuge bereits erfolgreich abgespult.

Artikel zum Thema:
Fahrerlose Busse nach Unfall gestoppt (orf.at / Juli 2019)
Erster fahrerloser Bus fährt Fußgängerin an (oe24 mit Video / 18.Juli 2019)
Wiener Linien testen erste selbstfahrende Elektrobusse ohne Rampe (BIZEPS /April 2018)
Wiener Linien: Bus ohne Fahrer (BMIN-Nachrichten / Mai 2017)

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