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Inklusionskampagne #PurpleLightUp

Inklusionskampagne #PurpleLightUp published on

Text: Parlamentskorrespondenz
Parlament: Veranstaltung über Inklusion als Auftakt zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen. Herausforderungen im Alltag für Menschen mit Behinderungen – zwischen Vision und Wirklichkeit
Wien (PK) – Der 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. In dessen Vorfeld luden die drei Nationalratspräsident:innen Wolfgang Sobotka, Doris Bures und Norbert Hofer sowie Bundesratspräsidentin Korinna Schumann gestern Abend zu einer Auftaktveranstaltung ins Wiener Museumsquartier mit dem Titel „Herausforderungen im Alltag für Menschen mit Behinderungen. Zwischen Vision und Wirklichkeit“. Im Zentrum stand die Bewusstseinsbildung über die Rechte und Anliegen von Menschen mit Behinderungen.

Sobotka: Allen Menschen die Teilhabe ermöglichen
Eine Gesellschaft im 21. Jahrhundert, die sich als humane Gesellschaft bezeichnet, müsse allen Menschen die Teilhabe ermöglichen, erklärte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in seiner Rede. Dazu brauche es eine Veränderung im Bewusstsein, welche nur durch einen permanenten Dialog erreicht werden kann. Als wichtigste Frage erachtete Sobotka die rechtliche Verankerung. Hier gelte es nicht nur einen Rechtsanspruch für Menschen mit Behinderungen auf den Weg zu bringen, sondern diesen so zu gestalten, dass er auch durchsetzbar ist. Hinsichtlich Barrierefreiheit verwies Sobotka auf die Berücksichtigung entsprechender Standards bei der Renovierung des Parlamentsgebäudes.

Schumann: Ziele für eine berufliche und barrierefreie Teilhabe noch lange nicht erreicht
Die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen sei in Österreich zwar verfassungsrechtlich verankert. In der Realität gebe es aber nach wie vor sehr viele Hürden und die Ziele für eine berufliche und barrierefreie Teilhabe seien noch lange nicht erreicht, erklärte Bundesratspräsidentin Korinna Schumann. Dementsprechend lang sei die Forderungsliste und warte auf ihre Umsetzung. So gelte es, ein inklusives – mit der Elementarpädagogik beginnendes – Bildungssystem zu schaffen und Beratungsstrukturen zu verbessern. Ebenso braucht es Förderungen und Unterstützungen, um am Arbeitsplatz gleiche Chancen, damit ein eigenes Einkommen und die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu haben. Die Barrierefreiheit müsse umfassend von Gebäuden über den öffentlichen Verkehr bis hin zur digitalen Welt umgesetzt werden.

Hofer: Jeder ist auf irgendeine Art und Weise anders
Die Metamorphose von einem Leben mit etwas weniger Behinderung – irgendeine Behinderung habe jeder – zu einem Leben mit mehr Behinderung, sei nicht immer einfach, berichtete der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer. Man stünde dementsprechend vor einer Herausforderung, mit diesem anderen Leben zurecht zu kommen. Ziel der Veranstaltung sei, dass man erkenne, dass jeder auf irgendeine Art und Weise etwas anders sei und dass es stark mache, Hürden zu überwinden.

Kravanja: Umdenken für die Zukunft der Gesellschaft
Einmal im Jahr gebe es den Tag der Menschen mit Behinderungen, man sollte aber das ganze Jahr auf deren Probleme schauen, plädierte Rudolf Kravanja, Präsident des Bundesverbands ÖZIV. Es brauche eine inklusive Gesellschaft, in der jeder weiß, was die und der andere braucht und man sich keine Sorgen machen muss, ob etwas barrierefrei ist oder nicht. Aktuell würden hingegen etwa vor Weihnachten die großteils barrierefreien Plätze mit nicht barrierefreien Märkten verbaut und Menschen mit Behinderungen so die Teilnahme erschwert. Dasselbe gelte für Geschäfte, Hotels und Thermen, wo potenzielle Kund:innen aufgrund von Barrieren ausgesperrt würden. Es brauche hier ein Umdenken für die Zukunft der Gesellschaft.

Podiumsdiskussion mit Forderungen nach Barrierefreiheit und Chancengleichheit
Man könne die Welt sicher nicht von einem Tag auf den anderen barrierefrei machen, erklärte Elmar Fürst, Vorstandsvorsitzender der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Es sei aber ärgerlich, wenn bei neuen Projekten Menschen mit Behinderungen nicht einbezogen würden, plädierte Fürst für eine rechtliche Verankerung, wie einer verpflichtenden Einbindung des Österreichischen Behindertenrates bei Planungsprojekten.

Gehörlose, hörbehinderte, schwerhörende und taubblinde Menschen aber auch die Kinder von gehörlosen Eltern bräuchten ein Recht auf Sprache, forderte Lukas Huber, Generalsekretär des Österreichischen Gehörlosenbunds. Dies würde ihnen ermöglichen, in dieser Sprache gefördert zu werden. Ebenso trat Huber für einen Inklusionsfonds ein, aus dem Dolmetschleistungen unabhängig von Einkommen und Bundesland finanziert werden. Insgesamt müssten gehörlosen und schwerhörenden Menschen die gleichen Chancen ermöglicht werden.

Österreich habe noch viel zu tun zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention – vor allem im Bereich der Bildung und des Arbeitsplatzes, meinte Daniela Rammel vom ÖZIV Bundesverband. Für Verbesserungen müssten dazu Strukturen aufgebrochen werden, damit alle die gleichen Chancen haben, an Bildung teilzunehmen und die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen nicht mehr an den „Barrieren im Kopf“ der Arbeitgeber:innen scheitere.

Da es kein Recht auf Barrierefreiheit in Ausbildung und Beruf gibt, erhalten Menschen mit Behinderungen in Folge keine gute Ausbildung, damit keinen guten Job und gelangen so in die „Hilfsschiene“. Dies sei ein Teufelskreis, der mit einer rechtlichen Verankerung gebrochen werden müsse, forderte der Rollstuhlbasketballer Philipp Hochenburger.

Isabella Aigner berichtete von ihrer Aufgabe als Erwachsenentrainerin beim ÖZIV Bundesverband, das Thema Inklusion und Barrierefreiheit nach außen zu vermitteln. Kinder seien viel offener und hätten viel weniger Probleme mit Behinderung als erwachsene Menschen, meinte sie.

#PurpleLightUp
Die Veranstaltung fand anlässlich der erneuten Teilnahme des Parlaments an der weltweiten Inklusionskampagne #PurpleLightUp statt. Diese möchte auf die Rechte und Anliegen von Menschen mit Behinderungen aufmerksam machen. Dieses Jahr steht die ökonomische Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft im Mittelpunkt. Neben der Veranstaltung wird als weiterer Programmpunkt die Fassade des Ausweichquartiers des Parlamentes in der Wiener Hofburg als sichtbares Zeichen heute Nacht wieder lila beleuchtet.

Artikel zum Thema:
Kein Anlass zum Feiern! – BIZEPS online – ein Kommentar.
Das Parlament, vertreten durch 1. NR-Präsident Wolfgang Sobotka, 3. NR Norbert Hofer sowie Bundesratspräsidentin Korinna Schumann, lud am 1. Dezember 2022 zu einer feierlichen Veranstaltung mit dem Titel: „Auftakt zum Tag der Menschen mit Behinderungen“ in Wiener MuseumsQuartier. Ein Kommentar.

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