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Privatsphäre ist ein Menschenrecht

Privatsphäre ist ein Menschenrecht published on

Text: Pepo Meia
In unserer schönen neuen Welt bleibt nichts mehr unbemerkt. Wann werden wir überwacht? Wie werden wir überwacht? Wo von wem? Warum wir? Wo führt das ganze hin? Ist Angst ein Missbrauch der Fantasie?“

In der sehenswerten „Doku“ in Kinofilmlänge „Alles unter Kontrolle – Die globale Überwachung“ von Werner Boote, die unlängst im ORF gesendet wurde, wurden die Hintergründe und die Sinnhaftigkeit der Überwachungsindustrie eindrucksvoll dargestellt. Die globalisierte Digitalisierung wird hinterfragt und es wird gezeigt, was man mit diesen vernetzten Daten, die ja auch missbräuchlich verwendet werden können, anstellen kann.

Anm.: Es wurden einige Szenen aus dem Film verkürzt, sinngemäß wiedergegeben und ergänzt. Man sollte sich jedoch den Film ansehen und seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.

George Orwell war ein Optimist: Mikko Hyppönen – Experte für Computersicherheit (sinngemäß): „George Orwell war ein Optimist. Er erkannte damals, (1984 – Roman) dass sich die Technologie der Zukunft gegen die Bürger wenden wird. Er erkannte aber nicht, wie schlimm das wirklich werden wird. Wer auch immer die Suchmaschinen überwacht, weiß was du denkst…“

Niemand weiß, was Regierungen in Zukunft interessant finden: Bruce Schneider – Experte für Kryptographie und Computersicherheit (sinngemäß): „Interessen ändern sich – niemand weiß, was Regierungen in Zukunft interessant finden – Vielleicht haben sie die falsche Ethnie, falsche Hautfarbe, falschen Beruf oder falsche Religion…“ Anm.: … oder die falsche Behinderung…

Behinderte Menschen wurden in der Vergangenheit zwangssterilisiert, zu Versuchszwecken missbraucht und umgebracht. Auch in der Gegenwart wird diese Bevölkerungsgruppe immer noch als unwertes Leben bezeichnet.

„Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt daran, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht.“ (Helmut Kohl CDU – Deutscher Ex-Kanzler) Ein oft verwendetes Zitat von Ex-Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) lautet: „Eine Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht.“ Anm.: Dies bedeutet in Bezug auf Menschen mit Behinderung: Barrierefreiheit, Bildung, Arbeit, Gesundheit und Soziales – mit einem Satz: Gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben! Was passiert jedoch in Zukunft, wenn behinderte Menschen zu viel kosten? In welche Richtung steuert unsere Gesellschaft?

Aadhaar-Project (Indien): Noch sind nicht alle Menschen der Welt datenmäßig erfasst – vor allem nicht die einkommensschwache Bevölkerung. Deshalb hat die Indische Regierung „Das Aadhaar-Project“ ins Leben gerufen. 700 Millionen Menschen haben bis jetzt alle personenbezogenen Informationen preisgegeben – selbst ihre biometrischen Daten (Fingerabdrücke und Iris-Scan). Damit sollen sie sich in Zukunft unverwechselbar ausweisen können. Auf diese Weise, so verspricht es die Regierung, gehen Sozialleistungen nur mehr an die rechtmäßigen Empfänger. Durch ihre Teilnahme am „Aadhaar-Project“ qualifizieren sich aber auch mehr Menschen für die Einkommenssteuer. Vier Milliarden Euro Mehreinnahmen erwartet sich die Regierung.
Sujata Charutvedi – Direktorin vom Aadhaar-Project: „Aadhaar ist der erste digitale Onlineausweis der Welt mit biometrischen Daten. Das System ist sehr sicher, wir haben nicht vor die Daten für x-beliebige Zwecke zu verwenden. Uns wurde ein fixes Mandat erteilt.“ Zu Boote: „Es gibt ein englisches Sprichwort: Angst ist ein Missbrauch der Fantasie – Missbrauchen Sie ihre Fantasie nicht.“

Jacob Appelbaum – Popstar der Datenschützer – Internetaktivist: „Angst ist die falsche Reaktion. Was uns jedoch beunruhigen sollte ist, dass wir nicht mehr entscheiden können, was mit unseren Daten geschieht (Firmen arbeiten heimlich mit Regierungen zusammen). Eine bessere Frage wäre, wenn jemand unsere Daten hat und irgend eine Geschichte konstruieren will, findet er dann genügend Daten, um die Geschichte zu untermauern, auch wenn sie gelogen ist? Furchterregend ist Facebook – hat eine der größten Datenbanken z.B. von Juden, Moslems, Homosexuellen usw. sie verstehen was ich meine. Wir müssen nur in die Vergangenheit schauen, um zu verstehen, was in Zukunft passieren könnte. Wir sollten nicht auf die Zukunft warten, um die vergangenen Fehler zu erkennen. Biometrik, das einzige metrische System welches die USA akzeptiert, ist gefährlich. Ein Fingerabdruck, den man irgendwo hinterlässt, genügt um ein Leben zu zerstören. Biometrik bringt nicht die Sicherheit die sie verspricht – Bequemlichkeit vielleicht – aber keine verschlüsselte Sicherheit wie es uns die Industrie verkauft (Chaos Club – Deutschland entschlüsselte das neueste Smartphone mit Fingerprint in kürzester Zeit).“ (Kurzer Filmausschnitt)

Gooddata ist eine Plattform zur Datenanalyse. Wir haben Kunden in der ganzen Welt – insgesamt 35 000 Unternehmen. Wir machen Stimmungsanalysen. Wir untersuchen auch die Daten sozialer Netzwerke. Ebenso die Kommentare – ob sie wütend, zuversichtlich oder besorgt sind. Dies nennt man Stimmungsanalysen. Jeff Morris (Gooddata) sinngemäß: „Das Gefühl der Menschen ist sehr leicht feststellbar. Wir wollen herausfinden, wie eine bestimmte Sache den Einzelnen oder die Masse beeinflusst. Diese Daten werden verwendet und verkauft – man sammelt Daten. Ob Gooddata existiert oder nicht – wenn man ein IPhone hat oder Google verwendet haben Sie (Werner Boote) das selbe Problem.“ (Kurzer Artikel)

Zygmunt Baumann – Soziologe und Philosoph: „Man kann aus diesen enormen Datenbanken, die es in der Geschichte der Menschheit noch nie zuvor gegeben hat, Nutzen ziehen und zwar sowohl für politische, als auch für kommerzielle Zwecke – das geschieht auch bereits. Alle diese Neuerungen entspringen der gegenwärtigen Gesellschaft. Jetzt erschaffen wir gemeinsam diesen „Big Brother“, doch wir sind ihm ziemlich egal, aber uns ist er wichtig. Denn wir möchten aus der Einsamkeit in die Öffentlichkeit fliehen.“

Cyberspace – Fünfter potentieller Kriegsschauplatz: „Im Machtkampf zwischen Staaten, sind Datenbanken ein interessantes Ziel. Nach Land, Luft, See und Weltraum, gilt der Cyberspace als fünfter potentieller Kriegsschauplatz.“ (Werner Boote)

Smart-Metering: Anm.: Die neuen EU-Energieeffizienz-Richtlinien schreiben elektronische Stromzähler und eine unterjährige Verbrauchsinformation vor. In Österreich sollen 95% der Haushalte mit Smart-Metering bis 2019 ausgestattet werden, in Deutschland 80% bis 2020. Vielen Kleinverbrauchern droht eine Zwangsbeglückung mit vernetzten Stromzählern. Konsumentenschützer sind der Meinung, dass mit dieser „Zwangsbeglückung“ auf Kosten der Bürger Großkonzerne im großen Stil „abzocken“. Sogenannte „Smart-Häuser“ gelten als nicht einbruchsicher – Konsumententests haben ergeben, dass „Hacker“ ohne Probleme einbrechen könnten. Warum soll jede Wohnung mit einem „Intelligenten Zähler“ ausgestattet werden? Auch könnten durch sogenannte „Hackerangriffe“ ganze Stadtteile vom Stromnetz getrennt werden.

Werner Boote wörtlich (Negativszenario): „In Zukunft haben alle Menschen Chipimplantate, die uns mit Elektroschocks davor bewahren, gegen Regeln zu verstoßen. Spätestens dann, geht niemand mehr bei „Rot“ über die Kreuzung, verschläft oder kommt zu spät zur Arbeit, trinkt zuviel Alkohol oder macht zu wenig Sport. Soviel zu den Vorteilen. Aber gleichzeitig ist das der Beginn der vollständigen Unterwerfung. Die Maschine entscheidet für uns. Sie übernimmt die Verantwortung für uns. Und wir lehnen uns zurück und hören zu denken auf…“

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