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Gasometer Haupteingang: Fehlplanung

Gasometer Haupteingang: Fehlplanung published on

Text: Pepo Meia, Niels Cimpa,
Erlebnisbericht Gasometer Haupteingang 2018
Im März 2018 musste ein E-Rollstuhlfahrer in den Gasometer. Als dieser beim rechten Seiteneingang den Türöffner betätigen wollte, wurde er von einem stürzenden Passanten fast umgeworfen.

Der Türöffner funktionierte nicht. Der Türöffner beim linken Seiteneingang (ursprünglich nur für Kinderwägen vorgesehen) funktionierte ebenfalls nicht. Der E-Rollstuhlfahrer gelangte trotzdem in den Gasometer, da ihm ein Kunde freundlicherweise die Türe öffnete.
Einer der beiden kleinen Innenaufzüge war außer Betrieb. Ärgerlich für Kinderwägen und „Rollis“. Es wurde gemutmaßt, dass dieser aus Spargründen von der Hausverwaltung stillgelegt wurde.

Erbost zur internen Hausverwaltung Gasometer
Als der E-Rollifahrer wieder den Gasometer verlassen wollte, funktionierte keiner der beiden Türöffner, die von innen zu betätigen sind. Erbost suchte er die interne Hausverwaltung auf.
Dort wurde ihm mitgeteilt, dass nur der rechte Türöffner (von innen) funktioniert, wenn man 3 Sekunden drückt. Dies sei mit einem Rollstuhlnutzer, der im Gasometer wohnt, abgesprochen.
Wir haben uns mit dem Aktivisten in Verbindung gesetzt, er möchte auf keinen Fall genannt werden. Er sagte er hatte schon im Herbst 2017 eine Schlichtung, wo ausgemacht wurde, dass zumindest eine Beschriftung des Türöffners, dass dieser nach 3 Sekunden öffnet, angebracht wird. Diese Beschriftung fehlt bis heute.
Eine andere Aktivistin, die in der Nähe wohnt und ebenfalls nicht genannt werden möchte, hatte ebenfalls schon eine Schlichtung wegen fehlender Sitzmöglichkeiten im McDonalds-Cafe des Gasometers. Das Ergebnis war für sie unbefriedigend, da lediglich ein Tisch in einer Ecke für „Rollis“ montiert wurde.

History
Die Gasometer in Wien-Simmering sind vier in der Fassade erhaltene, ehemalige Gasbehälter aus dem Jahr 1896.
1899 gingen die Wiener Gasometer als Speicher für das damals größte Gaswerk Europas in Betrieb. Seit Anbeginn sind die vier zylindrischen Gebäude das Wahrzeichen von Simmering. 1975 wurde der Betrieb eingestellt.
Durch den jahrzehntelangen großtechnischen Gaswerksbetrieb wurden Untergrundbelastungen durch Phenole, Kohlenwasserstoffe und Cyanide am Areal festgestellt und mehrere Teile des Geländes im Jahr 1996 als Altlast W18 im Altlastenkataster des Umweltbundesamtes aufgenommen.

In einem umfangreichen Umbau von 1999 bis 2001 wurden die Gasometer revitalisiert. Die charakteristische Ziegelmauer und der Dachstuhl blieben erhalten, das Innere hingegen wurde mit Wohnungen, Büros, einem Studentenheim, einem Einkaufszentrum und einer großen Veranstaltungshalle gefüllt. Jeder Gasometer erhielt dabei eine eigene Identität. Insgesamt gibt es 615 Wohnungen in unterschiedlichen Größen als Eigentums-, Genossenschafts- oder als Mietwohnungen. In Gasometer B ist zudem ein Studentenwohnheim mit 247 Plätzen untergebracht.

Mit der U-Bahn-Station Gasometer U3 ist man ideal an die Stadt angebunden. Sie liegt unterirdisch. Die Station wurde im Zuge der Freigabe des fünften und bislang letzten Teilstücks der U3 am 2. Dezember 2000 eröffnet.
In den ursprünglichen Planungen für den Simmeringer Ast der U3 aus den 1990er Jahren war diese Station nicht vorgesehen und wurde erst in einer späteren Phase nach dem Gasometer-Ideenwettbewerb 1995 eingefügt. Sie verfügt über zwei Seitenbahnsteige und hat als einzige Station auf einer Neubaustrecke nur einen Ausgang. Neben Treppen gibt es auch zwei Lifte, einen auf der Seite nach Simmering und einen Richtung Ottakring und eine Rolltreppe (nur hinauf). Es besteht die Möglichkeit, zur Autobuslinie 72A umzusteigen.

„Little Gasometer-City“
Im Umfeld des ehemaligen Industriegebietes befinden sich das Wiener Wohnen Service-Center, der FSW (Fonds Soziales Wien), die WAG (Wiener Assistenzgenossenschaft) aber auch die Volkshilfe und viele neue Wohnbauten.
In unmittelbarer Nähe der Gasometer befindet sich auch die U3 Station Erdberg (Zentrale der Wiener Linien). Über einen Außenaufzug kommt man auf den Dr. Thomas Klestil Platz, wo sich die MA 40 (Sozialhilfe) befindet. Eine Fehlplanung, da der lange Fußweg für mobilitätseingeschränkte Personen fast unzumutbar ist. Die legendäre Arena (Schlachthof St. Marx – Besetzung 1976), wo noch immer Veranstaltungen stattfinden, befindet sich ebenfalls im näheren Umfeld.

Haupteingang Gasometer – Fehlplanung
Im Jahre 2011 versuchte das Architekten-Team mfg-GmbH (DI Christian Fötschl) den Haupteingang barrierefrei zu gestalten. Der Haupteingang zum Gasometer war vorher ohne Stufen allerdings mit einer mehr als 10%igen Rampe erreichbar.
Immer wieder betonte DI Fötschl, die Fehlplanung der U3 Station, da die Steigung weit mehr als 10% (max. Steigung) zum Haupteingang beträgt. Ein automatischer Türöffner auf der rechten Seite war schon montiert. Links war der Eingang für Kinderwagennutzer, in der Mitte gefährliche Stufen. Es soll schon vorgekommen sein, dass Rollstuhlnutzer durch die Drehtüre gefahren und zu Sturz gekommen sind.

Neuerliche Umbauten des Haupteinganges Gasometer
Die automatischen Türöffner wurden wieder abgebaut und durch seitliche Türöffner ersetzt, da sich Angestellte der nahen Lokalitäten über starke Zugluft beschwert haben.
Obwohl der Umbau wegen der Zugluft getätigt wurde, ist es weiterhin eiskalt geblieben. Es hat sich also trotz neuerlichem Umbau an der Zugluft nichts geändert, berichtet eine Aktivistin.

Inklusive Lösung unmöglich?
Eine inklusive, befriedigende Lösung für alle scheint nicht in Sicht, da die Interessen sehr unterschiedlich sind.

Anm.: Das Planet.tt in der Bank Austria Halle im Gasometer ist nicht unbedingt behindertenfreundlich, da man nur über einen kleinen Treppenlift zu den Veranstaltungen gelangen kann. Wie uns berichtet wurde, werden auch keine Rollstuhl-Karten mit Begleitperson für die Events im Gasometer angeboten.

Artikel zum Thema:
Neu adaptiertes McDonalds-Cafe im Gasometer für Rollstuhlbenutzer mangelhaft (14-09-2012)
McDonalds-Cafe im Gasometer – noch immer mangelhaft (07-11-2012)

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