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Ein Abend für Sigi Maron

Ein Abend für Sigi Maron published on

Text: David Herrmann, Pepo Meia
Am 3. Oktober 2018 fand im Lesesaal der Wienbibliothek im Rathaus ein Gedenk-Abend für den 2016 verstorbenen Liedermacher und Behindertenaktivist Sigi Maron statt.

     

Bei dieser Veranstaltung wurden bei einer Lesung auch Briefe, sowie unbekannte Song- und Prosatexte aus dem Nachlass des Musikers von Schriftsteller Peter Turrini und Musikverleger Walter Gröbchen präsentiert.
Der ehemalige Geschäftsführer von Ariola, Prof. Stephan Friedberg (Jg. 1932), der auch kommen wollte, musste leider kurzfristig absagen. Walter Gröbchen hat ein sehr persönliches Schreiben von ihm vorgelesen. Einige treffende Zitate über Sigi Maron aus Friedbergs Brief:

„…Viele Jahre später, 1974, ich hatte gerade, von Amadeo kommend, die Geschäftsführung der Ariola übernommen, wies mich André Heller auf einen Liedermacher „mit Potential“ hin.
… Denn er war ein echter „Mensch“, grosszügig und genau in einem, verlässlich und kenntnisreich. Ein echter Freund dem Freund, und zugleich ein unerbittlicher Kritiker, und – wenn es sein musste – auch ein unerbittlicher Feind.
… Er blieb der ewige Kommunist, und ich wurde keiner. …und ich lebe noch. Die Aussicht aber, ihn im Jenseits wieder zu begegnen, macht dieses Jenseits attraktiver.“

Auch Marons Witwe Ingrid Maron und seine beiden Töchter Karin und Nina waren anwesend, die den Nachlass bereits 2017 der Wien-Bibliothek übergeben haben. Über 1000 Briefe, hunderte Presseartikel, zahlreiche Fotos, 190 Songtexte – auch von teils unveröffentlichten Werken – befinden sich in diesem Nachlass.
Demnächst ist die komplette Nachlassliste auch im Onlinekatalog der Wien-Bibliothek abrufbar und kann im Lesesaal dieser Einrichtung auch gelesen und gescannt werden.
Mag.a Suzie Wong leitet dieses Archiv mit viel persönlichem Engagement und begann 2013 gemeinsam mit Walter Gröbchen und Thomas Mießgang – das sogenannte „Populärkulturelle Archiv“ aufzubauen.
Walter Gröbchen hat im Anschluss die neue LP „Leckt’s mi aum Oasch – Sigi Maron. Seine bösesten Lieder 1976-2014“ vorgestellt. Sir Tralala, umtriebiger Musiker aus der Independentszene, interpretierte u.a. Maron-Songs.

Siegfried „Sigi“ Maron ist als prototypischer politischer Liedermacher in die Austropop-Geschichte eingegangen. Die Unbill diverser Krankheiten im Rollstuhl bewältigend, reifte er im Umfeld der „Arena“-Bewegung in den siebziger Jahren zum sozialkritischen Liedermacher heran. In Zusammenarbeit mit den „Schmetterlingen“, später mit dem Kevin Coyne-Produzenten Bob Ward und dem bayerischen Liedermacher Konstantin Wecker, schuf er zeitlos gültige Meisterwerke wie „He Taxi“, „5 vor 12“ oder „Unterm Regenbogen“.
Die Single „Geh’ no net fort“ rangierte 1985 zehn Wochen lang in den Charts. Maron galt auch abseits solcher Erfolge als einer der konsequentesten und prominentesten Vertreter der heimischen Protestsong-Szene. Sigi Maron verstarb im Juli 2016 im 72-sten Lebensjahr.

Sigi Maron wurde jedenfalls ein würdiger Abend bereitet.

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