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Öffi-Odysee: Aufzüge gesperrt – Rollstuhlfahrer saß in der U-Bahn fest

Öffi-Odysee: Aufzüge gesperrt – Rollstuhlfahrer saß in der U-Bahn fest published on

Text: Niels Cimpa, David Herrmann
Die Gratiszeitung „Heute“ berichtet am 19. Oktober von gesperrten U-Bahn Aufzügen, die für einen Rollstuhlfahrer zu einer tückischen Falle wurden.

Eine Reise vom Wiener Hauptbahnhof nach St. Pölten wurde für den Kulturmanager und Rollstuhlnutzer Norbert Hofer am Freitag zur Geduldsprobe. Der Grund waren mehrere nicht funktionstüchtige Lifte entlang der U-Bahnlinie U1. Eine böse Überraschung, jedoch kein Einzelfall: „Am Freitag (16.10) in der Früh bin ich mit der U1 zum Wiener Hauptbahnhof gefahren“, erklärt Hofer den Start seiner Öffi-Odysee. „Dort musste ich feststellen, dass beide Aufzüge in der Station gesperrt waren. Mir blieb also nichts anderes übrig, als eine Station zurück zum Keplerplatz zu fahren – wo der Lift jedoch auch kaputt war.“

Also stieg er wieder in die U1 ein und fuhr bis zum Reumannplatz, um endlich an die Oberfläche zu gelangen. Von dort ging es dann per Rollstuhl bei strömenden Regen zum Hauptbahnhof, wo er endlich den Zug nach St. Pölten erreichte.

Der Betroffene sitzt nach einem Autounfall seit 41 Jahren im Rollstuhl und hatte schon öfter ähnliche Erlebnisse mit den Öffis. Er ist empört „Im Schnitt kommt es bei jeder dritten Fahrt zu irgendwelchen Problemen.“ Besonders bei wichtigen Umsteigepunkten wie Praterstern, Schwedenplatz und Landstraße käme es aufgrund der stark beanspruchten Lifte öfter zu Defekten und Wartungen, so der Betroffene. Eine never ending story?

Wiener-Linien-App zeigte Liftsperren nicht an
Hofer checkt vor jeder Fahrt die Wiener-Linien-App, auf der Liftsperren angezeigt werden. Diesmal lies ihn aber auch die App im Stich. „Barrierefreiheit ist uns ein großes Anliegen“, so die Wiener Linien, die den Vorfall bedauern. Es habe „ein Problem mit der App“ gegeben, das inzwischen aber gelöst sei.

Norbert Hofer reicht es nun und möchte klagen. Er richtet sich in einem Brief an die zuständige Stadträtin, den BMIN ungekürzt veröffentlicht:

„Sehr geehrte Frau Stadträtin, sehr geehrte Damen und Herren!

Als ich heute um 09:00 Uhr mit der U1 am Wiener Hauptbahn ankam, um von dort weiter nach St. Pölten zu fahren, musste ich feststellen, dass dort BEIDE Aufzüge abgesperrt sind (siehe Foto im Anhang). Damit gibt es für Rollstuhlfahrer/innen KEINE Möglichkeit mehr, von der U1 zu den Zügen zu kommen und laut Auskunft des Aufsichtsorgans soll das bis Ende Jänner so bleiben!

Als Ausweichmöglichkeit blieb mir nur die Option zurück zur Station Keplerplatz zu fahren. Dort war der Lift allerdings auch kaputt!!! Damit musste ich noch eine Station zurück bis zum Reumannplatz um dann im strömenden Regen mittels Rollstuhl hinunter zum Hauptbahnhof zu kommen.

In der Wien Mobil App gab es weder einen Hinweis auf die Störung beim Hauptbahnhof / Südtiroler Platz (die angesichts des Holzverschlages bereits seit Längerem bestehen musste), noch auf die Störung beim Keplerplatz.

Die Gleichgültigkeit der Wiener Linien gegenüber den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung ist unerträglich. Leider ist die geschilderte Situation kein Einzelfall, es kommt für Menschen mit Gehbehinderung fast täglich zu solchen massiven Problemen.

Bei mir ist jetzt jedenfalls endgültig der Geduldsfaden gerissen, ich sehe mich veranlasst, nun gerichtlich gegen Sie vorzugehen!“

Anm.: Ist es wirklich notwenig beide Lifte gleichzeitig außer Betrieb zu nehmen – gerade beim Hauptbahnhof?
Diese Frage beantworten die Wiener Linien in ihrer Presseaussendung (siehe Artikel zum Thema).

Mittlerweile sind die defekten Aufzüge auf der Homepage der Wiener Linien eingetragen, allerdings ist dort nicht ersichtlich, wie lange diese außer Betrieb bleiben werden.

Artikel zum Thema:
Modernisierung von Aufzügen: U1-Station Hauptbahnhof nicht barrierefrei erreichbar

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