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100 Mio Euro für Wiener Bäder: Investition in die Zukunft auch für Menschen mit Behinderung?

100 Mio Euro für Wiener Bäder: Investition in die Zukunft auch für Menschen mit Behinderung? published on

Text: Pepo Meia, Isabella Krapf, Niels Cimpa
Die Stadt Wien hat angekündigt 100 Millionen Euro in die Wiener Bäder bis 2030 zu investieren. Damit sollen bestehende Bäder, wie das Höpflerbad, das Laaerbergbad, das Simmeringer Bad und das Großfeldsiedlungsbad, ausgebaut werden. Das Brigittenauer Hallenbad soll mit einem Außenbecken aufgewertet werden. Aber auch ein neues Hallenbad für die Donaustadt ist geplant.

COVID19: Öffnung der Wiener Bäder ab 29. Mai geplant
Vorerst bleiben die Bäder wegen COVID19 aber noch geschlossen. Diese sollen wieder ab 29. Mai 2020 zugänglich sein. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig betonte jedoch in einem ORF-Interview, wie wichtig es sei, auch jetzt schon an die Zukunft zu denken: „Ich glaube auch an die Zukunft dieser Stadt. Aber deshalb muss man jetzt Entscheidungen treffen, um auch die Zukunft richtig zu gestalten.“

Da unser Bemühen hauptsächlich Menschen mit Behinderungen gilt, wollen wir die Aussage von Bürgermeister Ludwig zukunftsweisend auf eine inklusive Gesellschaft interpretieren.

Bewegung im Wasser ohne Schmerzen
Schwimmen hat für Menschen mit Behinderung einen hohen Stellenwert. Die Schwerelosigkeit im Wasser stärkt die Beweglichkeit der Gelenke, Kreislauf und Atmung werden angeregt und ermöglicht Bewegungen ohne Hilfsmittel. Auch schwerstbehinderte Menschen können mit Übung ohne fremde Hilfe im Wasser gleiten ohne unterzugehen. Leider sind die Wiener Bäder nicht so barrierefrei, wie viele behinderte Mitbürger sich das wünschen würden. Es sind einige Verbesserungen passiert, jedoch unserer Meinung nach viel zu wenige. Es wäre mehr möglich.

Einheitliche Bäderordung
Fangen wir bei der Wiener Bäderordnung an: Jedes Bad hat eine eigene Bäderordnung bzgl. Umkleidemöglichkeiten. Die MA 44, die für die Wiener Bäder zuständig ist, könnte hier rasch für eine einheitliche Regelung sorgen. Die Geschlechtertrennung ist für Menschen mit Behinderung oft hinderlich, da Begleitpersonen, Angehörige und Assistenten des anderen Geschlechts nicht in die Umkleide dürfen und daher nicht die Hilfestellungen leisten können. Außerdem müssen daher auch diejenigen, die keinen Rollstuhl benötigen (z.B. lerneingeschränkte Personen), ebenfalls die oft sehr kleinen Räumlichkeiten für Rollstuhlfahrer nutzen. Auch in größere Umkleideräumlichkeiten für diese Personengruppe könnte investiert werden.

Barrierefreier Zugang: Die meisten Wiener Bäder sind mit dem Rollstuhl und Rollator zugänglich. Jedoch mit Einschränkungen wie z.B. das Döblinger Bad (viele Stufen, fehleranfälliger Treppenlift im Außenbereich). Eine Rampenlösung zum Haupteingang wäre eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Auch das Brigittenauer Bad ist durch die Steilheit des Geländes über den Haupteingang schwer zugänglich. Man kann allerdings über den Parklatz mit einem kleinen Aufzug mit einem Rollator ohne Probleme zum Schwimmbecken gelangen.

Einstiegshilfe ins Becken
Die oft kritisierten stationären Sessel-Beckenlifte sind besser als gar keine Einstiegshilfe. Wenn man jedoch in die Zukunft investieren will, könnte man zusätzlich stationäre Liege-Lifte installieren.

Im Außenbereich sind oft keine stationäre Beckenlifte vorhanden.
Es gibt mobile Schwimmbeckenlifte, die teilweise unbrauchbar sind. Abgesehen davon, dass ein betonierter Untergrund (Standfestigkeit) vorhanden sein muss, sollte auch der Sessel unter die Wasseroberfläche versenkbar sein, ohne dass der mobile Lift mit Insassen nach vorne kippt (wie bei einem Kran). Wir haben dies einmal im Döblinger Kombibad getestet. Der mobile Beckenlift hat den Test nicht bestanden.

Bekommt die MA 45 eine Finanzspritze für barrierefreie Maßnahmen?
Die MA 45 (Wiener Gewässer) ist für die Alte Donau und die Donauinsel zuständig. Hier gibt es großen Nachholbedarf bzgl. geeigneter Zugänge für sportliche mobilitätseingeschränkte Personen und Rollstuhlnutzer. Beim Gänsehäufl-Bad hat die MA 44 innovative Lösungen für den Zugang zum Natur-Wasser für „Rollis“ gefunden. Die Nachrüstung mit Behinderten-WC-Anlagen auf der Donauinsel wurde von der MA 45 bereits in Angriff genommen, geht jedoch nur schleppend voran.

Bei einer Investition von 100 Millionen Euro für die Wiener Bäder sind die Kosten für barrierefreie Maßnahmen und ein zukunftsweisendes inklusives Miteinander in Wien wohl überschaubar.

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