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Barrierefreiheit für den Karl-Marx-Hof

Barrierefreiheit für den Karl-Marx-Hof published on

Text: Pepo Meia, Isabella Krapf
Für ein barrierefreies Wien und ein inklusives Miteinander
Der Karl-Marx-Hof (KMH) im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling, ist einer der bekanntesten Gemeindebauten Wiens. Erbaut nach den nach Plänen von Karl Ehn. Baubeginn war im Oktober 1926 und am 12. Oktober 1930 wurde der KMH eröffnet. Mit ungefähr 1050 Metern Länge ist er der längste zusammenhängende Wohnbau der Welt.

Barrierefreie Zugänglichkeit war bei der seinerzeitigen Planung noch kein Thema. Zahlreiche Geschäftslokale, Kindergärten, Arztpraxen etc. sind im KMH angesiedelt, jedoch bis heute für Rollstuhlnutzer, mobilitätseingeschränkte Personen etc. nicht zugänglich (siehe BMIN Artikel: Karl-Marx-Hof: Geschäfte barrierefrei gestalten). 

Benannt wurde der Gemeindebau nach dem Philosophen, Ökonomen und Kapitalismuskritiker Karl Marx. Das Gebäude gilt als Ikone des „Roten Wien“ und steht unter Denkmalschutz.

Bekannt wurde der KMH während der Februarkämpfe 1934. Diese richteten sich gegen die Diktaturregierung Engelbert Dollfuß, die wenig später den von Kritikern als „Austrofaschismus“ bezeichneten Ständestaat proklamierten. Aufständische Arbeiter und Mitglieder des Republikanischen Schutzbundes verschanzten sich im KMH und gaben erst nach Artilleriebeschuss durch das Bundesheer und der Heimwehr auf.

Führung mit jungen Architekten
Als ich (P. Meia) an einem sonnigen März-Tag 2022 durch die Parkanlage am 12. Februar-Platz mit dem E-Rollstuhl fuhr, ist mir eine Führung mit jungen Architekten aufgefallen. Ich gesellte mich zur Führung, die sehr interessant war. Ich wurde eingeladen mir die Führung anzuhören. Dies war jedoch nicht einfach, da die Gruppe während des Vortrages, wegen der kürzeren Wege, oft über Stiegen ging. Ich musste mit dem „Rolli“ immer wieder große Umwege fahren, um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren. Vieles von den interessanten Ausführungen habe ich deshalb leider versäumt. Mit der Zeit fühlte ich mich total ausgegrenzt. Interessant war zu erfahren, dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein Wohnbauförderungsprogramm u.a. für Badezimmer-Nachrüstungen von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt wurde. Zuvor hatte man nur die Möglichkeit sich im Waschsalon (einen Stock über der Waschküche) eine ordentliche Körperreinigung zu gönnen.

Nach einer halben Stunde Führung habe ich bei einer Fragerunde noch deponiert, dass bei der Errichtung des KMH auf barrierefreie Zugänglichkeit wenig Rücksicht genommen wurde (Zustimmung auch bei den jungen Studenten). Ich konnte noch anbringen, dass barrierefreies Planen und Bauen beim Studium ein Pflichtfach sein sollte. Auf die Ö-Norm B 1600 sollte besonderes Augenmerk gerichtet werden.

Barrerefreie Maßnahmen verbessern die Lebensqualität – Die Fotos die wir gemacht haben, dokumentieren unser Anliegen recht anschaulich. Damit ein inklusives Miteinander Wirklichkeit wird, sollten Mittel aus der Wohnbauförderung von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt werden. Barrierefreie Kindergärten, Zugänge zum KMH, Apotheken, Geschäftslokale, Arztpraxen etc. sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Auch der Bund könnte sich an den Kosten beteiligen.

Bei der Bürgeranwalt-Sendung vom April 2011: Bürgeranwalt: Schildbürgerstreich beim Karl Marx Hof (YouTube) wird gezeigt, dass eine Lösung gefunden werden konnte. Die gefährliche, viel zu steile Rampe, wurde durch eine neue Behindertenrampe ersetzt. Dies ist auch sicherlich bei den beiden Eingängen zum KMH mit den gefährlichen Stiegenschienenrampen in der Boschstraße möglich (siehe Fotos oben).

Führungen: Das Rote Wien im Waschsalon
Offene Führung jeden Sonntag
Jeden Sonntag findet um 13 Uhr eine offene Führung statt, Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist vor dem Bahnhof Heiligenstadt (Endstelle U4). Bitte beachten Sie die gültige Covid-Verordnung.

Touristenattraktion
Touristen aus der ganzen Welt besichtigen diesen „Kultbau“. Fremdenführungen finden fast täglich statt. Von Themenführungen bis zu Stadtspaziergängen durch Gemeindebauten z.B. Exkursion für Blinde und Sehbehinderte.

Anm.: Ein barrierefreier Karl-Marx-Hof wäre ein beispielhaftes Vorzeigeprojekt der Stadt Wien für ein inklusives Miteinander.

Update 07.04.2022: Gleich nach Veröffentlichung des Artikels haben wir eine Aussendung auch an die zuständige Stadträtin für Wohnbau und Stadterneuerung Kathrin Gaál gesendet. Prompt erhielten wir ein ausgesprochen positives Feedback.

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