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Selbstbestimmt Leben – Erzählungen aus dem Leben mit Persönlicher Assistenz

Selbstbestimmt Leben – Erzählungen aus dem Leben mit Persönlicher Assistenz published on

Text: Franz-Joseph Huainigg
Ich bewege mich im Elektrorollstuhl fort, bin auf ein Beatmungsgerät angewiesen, kann Arme und Beine nicht bewegen. Aber das macht nichts, dafür habe ich ja meine persönlichen AssistentInnen! :) Es wundern sich viele, wie so ein Leben mit der Unterstützung von Persönlichen AssistentInnen im Alltag funktioniert. Dank der Unterstützung meines Teams und meiner Familie kann ich ein selbstbestimmtes Leben führen. Die AssistentIn kommt in der Früh, wäscht mich, zieht mich an, saugt meine Atemkanüle ab, bewegt Arme und Beine durch und gibt mir danach das Frühstück. Dann geht es auf ins Büro, wo die AssistentIn mir Mails vorliest, meine diktierten Texte schreibt oder beispielsweise mein Telefon abhebt und mir die Kopfhörer ins Ohr steckt. Auch in meiner Freizeit kann ich mit meiner Familie viel unternehmen. Meine AssistentInnen sind Multitalente: PflegerInnen, SekretärInnen, ManagerInnen, KinderbetreuerInnen, KöchInnen und werden bei mir nicht nur zu LebenskünstlerInnen sondern auch zu ÜberlebenskünstlerInnen. Sie lernen, dass wenn man auch nicht selbstständig alles machen kann, man doch ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen kann.

Franz-Joseph Huainigg

Oft kommt die Frage. „Wo habt ihr diese tollen, klugen und vielseitigen Menschen her?“ Ich grinse und sage dann immer: „Aus dem Internet. Jobbörse für Studenten und Studentinnen.“ Ehrlich gesagt, ich weiß selbst nicht, wie ich zu meinen AssistentInnen komme. Es sind vielmehr Geschenke, die von ganz oben geschickt werden :) Und wenn eine Assistentin geht, frage ich mich immer bang, wie ich diese große Lücke füllen kann. Denn eines ist sicher, so einen Menschen findet man nicht mehr. Jede und jeder ist einzigartig. Aber bislang kamen immer tolle Bewerberinnen und auch Bewerber nach. Anders, mit anderen Fähigkeiten und Eigenschaften, aber genauso großartig und bereichernd. Trotzdem sind es immer traurige Abschiede, wenn eine AssistentIn geht, nicht nur für mich, sondern auch für meine zwei Kinder, und für meine Frau Judit. Die AssistentInnen sind Teil der Familie, sie hören alles mit, erleben viel mit uns, unterstützen uns, und bereichern unser Leben. Sie sind nicht nur der Ersatz für Arme und Beine, die ich nicht bewegen kann, sondern auch Menschen, denen man nahekommt, mit denen man lebt und viel erlebt, und aneinanderwächst. Es ist ein schönes Geben und Nehmen. Das sage ich jetzt einmal, obwohl ich natürlich mehr bekomme ;) 

In meinem Buch „Selbstbestimmt Leben“ beschreibe ich in fünf Kapiteln mein Leben mit persönlicher Assistenz anhand von Anekdoten, von schönen und schwierigen Zeiten, von Einschulungen und der Zusammenarbeit auf engem Raum, wie Konflikte gelöst werden und wie man gemeinsam leben und lachen kann. Das Besondere an diesem Buch ist auch, dass die Assistentinnen selbst zu Wort kommen und ihre Sichtweise schildern. Der Verlag schreibt: „Ein Buch, das aus dem Leben gegriffen ist! Ein Buch, das berührt, bewegt und die Leserin und den Leser dem Sinn des Lebens auf humorvolle Art und Weise ein kleines Stück näherbringt.“ Unser Tipp: lesen, Anregungen für das eigene selbstbestimmte Leben bekommen oder sich als AssistentIn zu bewerben, eine tolle und erfüllende Jobmöglichkeit!

Selbstbestimmt leben. Erzählungen aus dem Leben mit Persönlicher Assistenz. Franz-Joseph Huainigg. Verlag der Provinz 2022. 219 Seiten. Fotos von Peter Putz ISBN 978991 261155 Hardcover € 24

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