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Währing: Auch öKlos müssen barrierefrei sein

Währing: Auch öKlos müssen barrierefrei sein published on

Text Günther Vagner, Pepo Meia, Daniel Ray
Vorweg: Wir verstehen nicht, dass neue WC-Anlagen in Wien aufgestellt werden, die dem Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz – BGStG, dem Wiener Antidiskriminierungsgesetz, den nationalen Vorgaben der ÖNORM B-1600 und den funktionellen Mindestanforderungen der europäischen Norm EN17210 widersprechen. Dies sind jene Alltagsdiskriminierungen, die wir glaubten, überwunden zu haben.
„Für ein selbstbestimmtes Unterwegssein ist es wichtig auf die Toilette gehen zu können, wenn man es braucht“ – ein Zitat aus dem Währinger Blattl – Ausgabe 1/21 – Dies muss aber auch für Rollstuhl-Nutzer gelten. Denn auch das sogenannte größere „barrierefreie“ öKlo entspricht bei weitem nicht der ÖNorm B1600.

Albert-Dub-Park

Ing. Günther Vagner, Aktivist aus Währing, hat uns auf diese Misere aufmerksam gemacht – hier sein Bericht:
„Am Aumannplatz wurden vor einigen Monaten ein öKlo aufgestellt. Bei der Facebook-Gruppe für den 18. Bezirk „Allgemeine Bezirksinformation“ habe ich darüber gelesen. Da ich Rollstuhlfahrer bin, ist mir aufgefallen, dass die Anlage vermutlich nicht für uns Rollstuhlfahrer geeignet ist. Meine Vermutung wurde nach einem Vorortbesuch bestätigt. Ich habe deshalb in die Facebook-Gruppe diesen Umstand (für Rollstuhlfahrer ungeeignet) gepostet. Unter den zahlreichen Antworten darauf, befanden sich auch mehrere, die meine Kritik berechtigt fanden. 

Nun begann ich mich zu erkundigen, wer für die auf dem öffentlichen Grund stehende neuen WC-Anlagen verantwortlich ist. Über einige Umwege wurde ich an einen Herrn bei der MA 48 verwiesen. Ich trug mein Anliegen vor, welches sehr verständig aufgenommen wurde. Er bat mich, ihm in einem E-Mail mein Anliegen schriftlich mitzuteilen, was ich am 1.06.2021 tat.
Anm.: Die MA 48 ist in dieser Angelegenheit nicht zuständig.

Die WC-Anlage war daraufhin plötzlich eine andere. Sie ist größer und hat eine Rampe. Angeblich soll diese nun rollstuhlgeeignet sein. Ob sie tatsächlich der ÖNorm entspricht, kann ich nicht beurteilen. Mich hat jedoch gefreut, dass zumindest auf meine Kritik reagiert wurde.

öKlo – Aumannplatz
öKlo Ansicht von oben
Maria Ebner Eschenpark

Als Postwurfsendung erhielt ich das Blatt „Neues aus Währing“ (Juni 2021), worin alle neu errichteten WC-Anlagen – „öKlo statt Plastik – in ganz Währing“ aufgelistet wurden. Es war zu lesen, dass nun auch im Anton-Baumann-Park, Gerda-Lerner-ParkEbner-Eschenbach-Park und Albert-Dub-Park zusätzlich zum Aumannplatz, neue Klos aufgestellt wurden. Mich interessierte, ob die neuen öKlos zumindest der ausgewechselten Anlage am Aumannplatz entsprechen. Deshalb habe ich die anderen Parks kontrolliert und musste feststellen, dass keine WC-Anlage mit einem Rollstuhl befahrbar ist. Ich war enttäuscht, dass man meine Anregung bei den anderen öKlos nicht umgesetzt worden ist.

Anfang Juni erhielt ich eine weitere Postwurfsendung „Währinger Blattl“ Ausgabe 1/21. Auch darin wurden die neuen WC-Anlagen angepriesen. Unter anderem heisst es in dem Artikel „Für ein selbstbestimmtes Unterwegssein ist es wichtig auf die Toilette gehen zu können, wenn man es braucht“. Ich empfinde den Artikel beschämend. Von den fünf Standorten entspricht lediglich einer eventuell den Anforderungen für einen Rollstuhlfahrer. Die anderen Anlagen sind behindertenfeindlich. Schöne Worte in Sonntagsreden oder wohlwollende Artikel helfen betroffenen Menschen wenig, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Diese Vorgehensweise zeigt, dass noch viel zu tun ist bis Barrierefreiheit auch in den Köpfen aller Politiker angekommen ist.“

Anm.: Auf der Website von der Firma öKlo ist ein Grundriss abgebildet. Das sogenannte barrierefrei öKlo ist zwar etwas größer, auch mit einem Rollstuhl befahrbar, es können jedoch nur Rollstuhlnutzer, die den Rollstuhl selbstständig verlassen können, eventuell die WC-Anlage nutzen. Um solche WC-Anlagen im öffentliche Raum aufzustellen, sollten sich die Betreiber des öKlos eine öNorm-gerechte Variante entwickeln – Siehe PC-Merkblatt barrierefrei.co (PDF). Wie wir soeben telefonisch erfahren haben, wird ein neues Produkt von öKlo entwickelt, welches die Wünsche der Rollstuhlnutzer berücksichtigen soll. 

Wir verstehen nicht, dass neue WC-Anlagen in Wien aufgestellt werden, die dem Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz – BGStG, dem Wiener Antidiskriminierungsgesetz, den nationalen Vorgaben der ÖNORM B-1600 und den funktionellen Mindestanforderungen der europäischen Norm EN17210 widersprechen. Dies sind jene Alltagsdiskriminierungen, die wir glaubten, überwunden zu haben. Faireness halber wollen wir festhalten, dass unseres Wissens auch die sogenannten „Dixi“-Klos in Österreich nicht für Rollstuhlnutzer geeignet sind.

Anm.: Stellungnahme von Bezirksrat Gregor Lautner (ÖVP), Döblinger-Behindertenbeauftragter: Auch Döbling braucht barrierefreie WC-Anlagen. Leider bieten österreichische Anbieter noch keine önormgerechten mobile Toiletten an.

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