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ÖAR – Quo vadis? (Wohin gehst du?)

ÖAR – Quo vadis? (Wohin gehst du?) published on

Text: Stehinmeirie
40 Jahre ÖAR: Schon 80 Verbände, Vereine und Partner in der Dachorganisation
Die ÖAR (Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation) ist die Dachorganisation der Behindertenorganisationen Österreichs. Wie in der aktuellen Ausgabe von „Monat“ (Ausgabe 1/2017 – Seite 29) zu entnehmen, sind schon 80 Verbände, Vereine und Partner im sogenannten Dachverband. Immer wieder gibt es Kritik seitens Betroffener, dass sogenannte „Dienstleister“ mehr vertreten werden als die Betroffenen selbst.

Die ÖAR feiert heuer ihr 40-jähriges Bestehen
Am 12. Dezember 1975 gab der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky anlässlich einer Veranstaltung mit behinderten Menschen den letzen Anstoß, ihre Kraft in einer dem Österreichischen Gewerkschaftsbund gleichenden – Dachorganisation ÖAR zu bündeln.

Den ÖAR-Initiatoren von 1974/75, vorwiegend Menschen im Rollstuhl, war die Gründung eines Dachverbandes aller Behindertenvereine (ÖAR), ähnlich dem ÖGB mit seinen Gewerkschaften, eine behindertenpolitische Notwendigkeit.
Der leider verstorbene Heinz Schneider war federführend beim Aufbau der Organisation. Von ursprünglich vier Vereinen (Club Handicap, Multiple Sklerose Gesellschaft, Verband aller Körperbehinderten Österreichs, Verband der Querschnittgelähmten Österreichs) sind jetzt schon 80 Verbände, Vereine und Partner im sogenannten Dachverband. 1977 soll die offizielle Gründung der ÖAR erfolgt sein.

Wen vertritt die Dachorganisation der Behindertenorganisationen Österreichs?
Wer kann ordentliche Mitgliedsorganisation werden?
Vollmitglied der ÖAR kann jede juristische Person mit Sitz im Inland sein, die im Interesse von Menschen mit Behinderung gemeinnützig tätig ist.
Wer kann Partnerorganisation werden?
Partner der ÖAR kann jede juristische Person mit Sitz im Inland sein, die grundsätzlich die Bedingungen der ordentlichen Mitgliedschaft erfüllt und die Vollmitgliedschaft in der ÖAR nach einem begrenzten Zeitraum anstrebt. Näheres dazu regelt die Allgemeine Geschäftsordnung.

Nun stellt sich das Verbandsgefüge aber so dar, dass gemäß den Statuten alle juristischen Personen (also Vereine und Unternehmen) unter bestimmten Voraussetzungen Vollmitglieder der ÖAR werden können und damit in der Delegiertenversammlung Sitz und Stimmrecht erhalten. Die jetzige Struktur der ÖAR ist also statutengemäß verankert. Da kann Kritik daran zwar angebracht sein, sie nützt aber genau gar nichts, wenn man nicht im Verband mit Sitz und Stimme vertreten ist. Und zwar als Delegierter einer Mitgliedsorganisation. Immerhin reklamiert die ÖAR für sich an die 400.000 Betroffene über die Mitgliedsorganisationen zu vertreten. Sieht man sich jedoch die derzeitigen Mitgliedsverbände an, könnte man annehmen, dass die Behindertenvereine nur mehr Steigbügelhalter der mehrheitlich Dienstleistungsorganisationen sind. Dazu kommt noch die Verankerung als „Ansprechpartner“ der Ministerien in sogenannten Behindertenfragen.

Interessenskonflikt
Zwischen den Behindertenvereinen und den Dienstleistungsorganisationen besteht zwangsläufig ein Interessenskonflikt, wenn es um die Belange von Menschen mit Behinderungen geht.
Behindertenvertreter wollen, dass die Betroffenen eher finanziell unabhängig sind, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Dienstleisterorganisationen sind eher sachleistungsorientiert. Ihre Mitarbeiter und Angestellten bei Behindertenwerkstätten, Pflegediensten, Pflegeheimen, Sonderschulen, etc. sind eher in deren Fokus.

Immer wieder gibt es scharfe Kritik seitens Betroffener, dass sogenannte „Dienstleister“, mehr vertreten werden als die Betroffenen selbst.

Wie sollen sich die in der Minderzahl befindlichen Behindertenvereine gegen die Dienstleistungsorganisationen bei Abstimmungen durchsetzen können?

Zeitleiste Geschichte der Behindertenbewegung – Selbstbestimmt Leben Bewegung 
in Österreich von 1945 – 2008

Auch bei der ÖAR sind große Veränderungen im Gang. Präsident Dr. Klaus Voget steht für eine weitere Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. Außerdem ist das Büro vom ersten Bezirk am Stubenring nach Favoriten verlegt worden.

Warum ist die ÖAR für die Betroffenen so wichtig?
Die ÖAR als Dachverband ist der Ansprechpartner aller Menschen mit Behinderungen seitens des Sozialministeriums und der Regierung. Sie muss die Interesse der behinderten Menschen Österreichs in Zukunft nachdrucksvoller wahrnehmen und endlich erreichen, dass die mehr als berechtigten Anliegen dieser Bevölkerungsgruppe in unserem Staat von der Politik ernster genommen werden, als es bisher der Fall ist.

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